Inklusion voranbringen: Betroffene tauschten sich mit Behindertenbeauftragter aus / Gründung eines Arbeitskreises denkbar

Die Interessen von Menschen mit Behinderungen in der Kommune vertreten, sie beraten, unterstützen und vernetzen, um das Leben von Betroffenen in der Lahnstadt zu verbessern – das möchten die städtische Behindertenbeauftragte Maike Thielmann, Margit Haars vom Wittgensteiner Psychosozialen Forum und Jan-Frederik Fröhlich von der Teilhabe-Beratung für Siegen-Wittgenstein. Über einen Fragebogen, der sich speziell an Menschen mit Beeinträchtigungen richtete, klopften sie in den vergangenen Monaten Bedarfe von Betroffenen ab und suchten Mitstreiter für ihren ambitionierten Plan. Denn klar ist: Betroffene sind die besten Fachleute. „Nichts über sie ohne sie“, bringt es Maike Thielmann auf den Punkt. Tatsächlich fanden sich über die Fragebogenaktion ein paar Personen, die Interesse an einer weitergehenden, aktiven Mitarbeit bekundeten. Die kleine Runde traf sich kürzlich zum ersten Mal, um sich kennenzulernen und über erste Schritte nachzudenken – pandemiebedingt noch im virtuellen Raum bei einer Videokonferenz.

Gleich zu Beginn wurde deutlich: für die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen und Gleichgesinnten austauschen zu können, um gemeinsam etwas in Sachen Teilhabe, Inklusion und Barrierefreiheit in Bad Laasphe zu bewegen, waren die Beteiligten äußerst dankbar: „Wir sind sehr froh, dass wir hier heute teilnehmen können und sind für alle Infos offen“, erklärte eine Teilnehmerin.

Und so dauerte es auch nicht lange, bis sich ein munteres Gespräch ergab. Maike Thielmann verdeutlichte anhand einer kleinen PowerPoint-Präsentation noch einmal, worum es geht: „Wir wünschen uns für Menschen mit Behinderung in unserer Kommune gegenseitigen Respekt und Toleranz, Teilhabe in allen Lebensbereichen, soziale Integration, eine selbstbestimmte Lebensführung und eine größere Akzeptanz für ihre Probleme. Denn erst wenn jeder Mensch überall dabei sein kann, ist Inklusion wirklich gelungen. Das können wir erreichen, indem wir beispielsweise einen Arbeitskreis bilden und über diesen die Interessen der Menschen mit Behinderung gegenüber Politik und Verwaltung vertreten, in Ausschüssen mitarbeiten oder Veranstaltungen organisieren.“

Der Bildung eines solchen Arbeitskreises standen die zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer – vorbehaltlich der entsprechenden Zustimmung der politischen Gremien – äußerst positiv gegenüber. Allerdings wurde ihnen schnell klar, dass es bei der momentan noch geringen Personenanzahl und der Fülle von Aufgaben nicht einfach werden würde, alle Probleme gleich abzuarbeiten. „Die Themendichte ist groß: barrierefreies Bad Laasphe, soziale Sicherung, Arbeit und Bildung, Sport und Freizeit, Wohnen sowie Verkehr und Mobilität“, zeigte Maike Thielmann auf. Eine weitere Herausforderung, die die Anwesenden feststellten: je nach Behinderung kann der Fokus auf unterschiedlichen Themen liegen, was auch die Erstellung einer Prioritätenliste nicht unbedingt einfach macht: „Ein sehbehinderter Mensch hat womöglich andere Dinge, die er für wichtig erachtet, als jemand, der im Rollstuhl sitzt oder jemand mit psychischen Erkrankungen“, so ein Teilnehmer.  

Entmutigen lassen wollte sich die Runde davon aber nicht: „Ich finde es gut und wichtig, dass Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen in so einer Arge mitarbeiten, um die ganze Diversität abzubilden“, betonte ein Teilnehmer. „Außerdem gibt es auch etwas, das in jeder Behinderung zu Hause ist – nämlich Vorurteile bis hin zur Diskriminierung. Dies eint uns und könnte und sollte für uns deshalb auch ein Ansatzpunkt unserer Arbeit sein.“

Ein nächstes Treffen haben die Konferenzteilnehmer bereits fest im Blick. Es soll nach den Sommerferien stattfinden – und zwar in Präsenz, sofern die pandemische Lage dies zu dem Zeitpunkt zulässt. Denn auch wenn jeder über die Möglichkeit des ersten Austauschs froh war, so herrschte am Ende Einigkeit darüber, dass das Format der Videokonferenz für so ein Unterfangen nicht das richtige ist. „Wir haben gemerkt: ein persönliches Treffen mit allen Beteiligten ist besser, es erleichtert den Menschen mit Behinderung das Kennenlernen und ist für die meisten vermutlich auch nicht mit so großen Hemmschwellen und Hürden verbunden wie ein Online-Meeting“, sagt Maike Thielmann. Bei dem Treffen wollen die Beteiligten weiter überlegen, welche Themen wichtig sind und wie man diese am besten angehen könnte.

„Und wer weiß: vielleicht können wir ja noch den einen oder anderen ermuntern, mitzumachen. Wenn wir noch weitere Mitstreiter finden würden, wäre das großartig. Denn je mehr Personen mitmachen, desto mehr lässt sich am Ende vielleicht bewegen. Zu unserem nächsten Treffen ist auf jeden Fall jeder, der Interesse an einer Mitarbeit hat, herzlich willkommen“, so die städtische Behindertenbeauftragte. Ein genauer Termin wird zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben.

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