30 Jahre Städtepartnerschaft: Bürgerinnen und Bürger aus Bad Laasphe und Châteauneuf-sur-Loire feierten per Videokonferenz
Am 28. September 1991 wurde in Bad Laasphe der Partnerschaftsvertrag zwischen der Lahnstadt und der französischen Gemeinde Châteauneuf-sur-Loire geschlossen. Heute, 30 Jahre später, sind die Bande enger denn je. Aus dem lockeren Austausch sind Freundschaften erwachsen, die im wahrsten Sinne des Wortes grenzenlos sind. Sie überwinden kommunale Grenzen, sie überwinden Landesgrenzen, sie überwinden, dank moderner Technik, sogar die scheinbar unüberwindbaren Grenzen der Corona-Pandemie. Anlässlich des 30. Jahrestags der Urkundenunterzeichnung hielten die beiden Partnerschaftsvereine jetzt eine Feierstunde ab – virtuell, per Video-Konferenz.
Sophie Cappeller, Vorsitzende des deutschen Partnerschaftsvereins, war ganz überwältigt, als sich kurz vor Beginn immer mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer zuschalteten. „Wahnsinn, wie viele dabei sind. Das ist so toll“, sagte sie mit Blick auf ihren Bildschirm, auf dem nach und nach immer mehr bekannte und lieb gewonnene Gesichter erschienen. Während manche sich allein von zu Hause einwählten, hatten sich andere zu mehreren vor einer Webkamera versammelt. Sie selbst war mit neun weiteren Vereinsmitgliedern und Bürgermeister Dirk Terlinden ins Haus des Gastes gekommen, um gemeinsam auf den besonderen Tag anzustoßen.
Zusammen mit ihrer Amtskollegin auf französischer Seite, Valérie Darras, hieß sie schließlich über 40 Gäste zu der Online-Feierstunde willkommen. „Ich freue mich sehr, euch alle heute, wenn auch nur virtuell, begrüßen zu dürfen“, so Sophie Cappeller. Bei der Vorbereitung auf diesen Tag sei ihr nochmal bewusst geworden, wieviel der Verein in den letzten drei Jahrzehnten erreicht habe. 40 Mitglieder zählt der Bad Laaspher Freundeskreis aktuell, der Partnerverein aus Frankreich bringt es sogar auf 70 bis 80, wie Valérie Darras berichtete.
Glückwünsche zum runden Geburtstag aus den jeweiligen Räten und Verwaltungen überbrachten Dirk Terlinden und seine französische Amtskollegin Florence Galzin. Dirk Terlinden erklärte, dass es wohl kaum eine stabilere Verbindung für eine Städtepartnerschaft geben könne als die vielen Freundschaften, aus denen teilweise sogar Familien entstanden seien. „Auf ein solches Fundament können wir alle stolz sein und weiterhin hoffnungsvoll in die Zukunft blicken“, so der Rathauschef. Darüber hinaus seien die gewachsenen, persönlichen Beziehungen auch ein wichtiger Beitrag zur Idee eines vereinten Europas: „Mir ist es daher ein wichtiges Anliegen, alle Akteure weiterhin bei den vielfältigen Städtepartnerschaftsaktivitäten zu unterstützen und diese auch zukünftig fortzuführen.“ Florence Galzin fügte hinzu: „Beim Hinausgehen über die Grenzen, die uns unsere Staaten auferlegen, werden unsere Kooperations- und Solidaritätsbande uns erlauben, für humanistische und zusammenführende Werte zu stehen und sie in dieser unruhigen und unsicheren Welt weiterzugeben.“ Sie dankte allen Beteiligten für ihr Engagement und „diese schöne und große Initiative“, die über den Erfolg des 30-jährigen Bestehens hinaus zukunftsträchtig bleibe.
Natürlich durfte auch ein Rückblick auf die Anfänge nicht fehlen. Denn die liegen weit vor 1991. Die Geschichte der Städtepartnerschaft ist besonders verknüpft mit der Lebensgeschichte von Lucien Beaudin und der des früheren Bad Laaspher Bürgermeisters Otto Düsberg. 1942 wurde „Luzi“, wie sie ihn alle nannten, als helfender Kriegsgefangener dem Bauernhof der Familie Düsberg zugeteilt. Schnell entstand eine tiefe Verbundenheit zwischen den Deutschen und dem jungen Franzosen. „Für uns gehörte er zur Familie“, erinnert sich Otto Düsberg. Jahre später besuchte Lucien Beaudin Bad Laasphe und seine alten Freunde erneut und auch Lahnstädter machten sich alsbald auf den Weg nach Frankreich. In einem Brief, den Beaudin im Juni 1990 an seinen Freund Otto Düsberg schrieb, erinnert er sich zurück an seine Zeit auf dem Düsberg-Hof, an den „noch nie dagewesenen Empfang“, als er später wieder hinkam, und an das „neue Bad Laasphe“ nach dem Krieg. „Für mich ist die Vergangenheit vorbei, jetzt denke ich mehr an die Zukunft als an die Gegenwart, und der Gedanke der Annäherung scheint mir für alle willkommen zu sein“ - es waren vermutlich diese Zeilen in Beaudins Brief, die letztlich den finalen Impuls lieferten, den lockeren Banden zwischen Deutschen und Franzosen einen offiziellen Rahmen zu geben.
Zuerst wurde im August 1990 der Bad Laaspher Freundeskreis Châteauneuf-sur-Loire gegründet, rund ein Jahr später, am 28. September 1991, folgte die Besiegelung der Städtepartnerschaft in Bad Laasphe durch Bürgermeister Otto Düsberg und seine französische Amtskollegin Monique Gitton. Als erste Vorsitzende des Freundeskreises war es schließlich Jeanine Hallermann, die die Beziehung zu den Freunden im Nachbarland 25 Jahre lang maßgeblich mitprägte, bevor sie ihr Amt 2016 in die Hände von Sophie Cappeller legte. Sophie Cappeller erinnerte bei der virtuellen Feierstunde an diese bewegenden Momente, indem sie den Brief von Lucien Beaudin an Otto Düsberg vorlas. Valérie Darras verlas außerdem Worte von Bernadette Décaux, der ersten Präsidentin des französischen Partnerschaftsvereins. Und auch Monique Gitton ließ es sich nicht nehmen, persönliche Erinnerungen zu teilen: „Ich erinnere mich an lustige Mahlzeiten, unterbrochen durch von allen geschätzte musikalische Einlagen; die Musiker aus Bad Laasphe haben oft unseren Ohren geschmeichelt.“
Beim anschließenden Anschauen von Fotos und Videos ließen die Beteiligten dann noch einmal die vergangenen 30 Jahre Revue passieren, bevor sie alle gemeinsam mit einem Glas Sekt vor den Bildschirmen auf den runden Geburtstag ihrer Partnerschaft anstießen.
Im kommenden Jahr wollen die Freunde wieder zusammen feiern – auch physisch. Für Ende Mai ist ein Besuch in Châteauneuf geplant. Dann werden sie auf den 30. Jahrestag der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde auf französischer Seite anstoßen. Die fand nämlich beim Gegenbesuch acht Monate später, am 6. Juni 1992, statt.
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